Archiv | September 2005

Kritik des untoten Wesens

«Aber denken kann ich, was ich will, wenn ich mir nur nicht selbst widerspreche, …»

Wie schon vor Jahrzehnten von Kant festgestellt, geht es einzig und allein darum, seine Ideale nicht zu verraten. Manchmal muss man sie verteidigen, verteidigen gegen Ignoranten, Unterdrücker und Unwissende. Manchmal verteidigt man sie gegen bestehende Institutionen, veraltete Vorstellungen und allem, was dem Leben widerstrebt. Die größte Gefahr geht dabei von denjenigen aus, deren einziges Ziel die Vernichtung des Lebens schlechthin ist. Dies trifft neben einigen desillusionierten Misanthropen primär auf untote Kreaturen zu.

Jede Nacht öffnen sich auf den Friedhöfen die Gräber, und Armeen von Zombies fallen über die friedlichen Lande, Städte und Dörfer her. Im Gegensatz zu Vampiren, die ihr schändliches Treiben hauptsächlich auf mondlose Nächte konzentrieren, ist man auch am hellichten Tage der Gefahr ausgesetzt, mordlüstigen Zombies in die Arme zu laufen. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen muss auch mit dem weit verbreiteten Klischee, Zombies würden nur stöhnend und röchelnd durch die Straßen laufen, aufgeräumt werden. So findet man heute in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens Untote, die, ihrer Arbeit nachgehend, unbescholtenen Bürgern nach dem Leben trachten. Universitäre Einrichtungen, die sich angeblich dem Wohle des Studierenden verschrieben haben, sind davon natürlich nicht ausgenommen. Die Autoren können hier aus eigener, hautnaher Erfahrung berichten. Schon beim Erledigen unkomplizierter Verwaltungsvorgänge wird man mit abscheulichen Ausgeburten konfrontiert, die nichts anderes im Sinne haben, als einem das Gehirn aus dem Schädel zu saugen.

Sehr leichtsinnig handelt, wer ohne großkalibrige Schußwaffen und Unmengen von Munition einen Fuß vor die Tür setzt. Empfehlenswert für den täglichen Gang in die urbane Umgebung wären auch Teile einer persönlichen Schutzausrüstung, wie zum Beispiel Stahlhelme oder militärische Splitterschutzvorrichtungen. Will man die Zombies nachhaltig daran hindern, Menschenschaden in ihrer Umgebung anzurichten, sollte man des weiteren unbedingt eine Kettensäge oder zumindest eine Machete bei sich führen, um durch Abtrennen des Hauptes des Angreifers diesen in das Reich der Toten zurückzubefördern.

Wie schon jahrelang vom Zombievernichter Farin U. gepredigt, ist nur ein toter Zombie ein guter Zombie. Daher verfolgen wir als höchstes Ziel die brutale und hemmungslose Ausrottung der untoten Brut, um dieser düsteren und trostlosen Welt wieder ein bißchen Hoffnung und Liebe einzuhauchen. Die Brutalität und der Hass unserer Welt stellen gleichzeitig die Chance für einen Neuanfang dar. Voraussetzung ist, dass wir der drohenden Gefahr tief ins Auge blicken und daraus den für uns einzig richtigen Schluss ziehen, dem Leben zu dienen.

Darum, liebe Lebenden, lebt und liebt!

In diesem Sinne,

Michel Stecher & Mika van Vorn

Die Prophezeihung

Es waren einmal Visionäre. Es waren nach Ansicht der zeitgenössischen Allgemeinheit keine richtigen Visionäre. Man beschimpfte sie als Nichtstuer, Säufer und Realitätsfremde. Was man ihnen aber nicht absprechen konnte, war ihre eigenartige Einstellung und auch deren Ausdruck in allem was sie taten.
Nun was taten sie denn so, was sie so deutlich unterschied? Eigentlich nichts, was nicht schon jemand vor ihnen getan hätte. Und doch waren sie anders.
«Die Mischung macht’s.» sagte mal einer. In der Tat, solch ungewöhnliche Mischung an Persönlichkeiten und Ideen war der Unterschied. So ungewöhnlich die Mischung auch war, nach außen stellte sich alles sehr homogen dar. Man sprach von einer Einheit.

«Sag‘ mal» sprach Visionär Nr. 1 «haben wir noch Bier?»
«Hmmh….., Bier….., ich mag Bier» antwotete Visionär Nr. 2.
«Ja ich auch. Deswegen ja.» erwiderte Visionär Nr. 1.
«Mist. Kein Bier mehr da.» sagte Visionär Nr. 2 und senkte seinen Kopf.
«Hey, Visionär Nr. 3! Hast du noch Bier?» fragte Visionär Nr. 1 ungeduldig.
«Warte,» sagte Visionär Nr. 3, «du musst die richtigen Zeichen für die direkte Rede benutzen.»
«Ich weiß,» stöhnte Visionär Nr. 2 «aber wo ist das Bier? Du musst wissen, ich mag Bier.»
«Und ich muss Auto fahren!» rief Visionär Nr. 4 den anderen zu.
«Ich man Bier auch» fügte er nach einer kurzen Pause hinzu und zerschlug seine Harfe.
«Also, ich weiß nicht wie’s bei euch aussieht, aber ich habe kein Bier mehr» antwortete schließlich Visionär Nr. 3 auf die Ausgangsfrage.

Mehr ist von dem historischen Gespräch nicht überliefert. Man weiß nur noch, dass am nächsten Morgen die Visionäre nicht mehr da waren. Einer Legende nach, sollen sie aber in meschlicher Gestalt wieder auf die Erde zurückkommen, wenn ihre Bierversorgung gesichert ist.

Die Menschheit harrt…………..